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Naturgefahrenprozesse

Hochwasser und Murgänge

Dynamisches Hochwasser im Juli 2007 im Gross
Dynamisches Hochwasser des Grossbachs im Gross, Einsiedeln, im Juli 2007. Foto: AWN.

Als Überschwemmung oder Überflutung wird die vorübergehende Bedeckung einer Landfläche ausserhalb des Gewässerbettes (Bach, Fluss, See) mit Wasser bezeichnet. Fliessendes Wasser kann seitlich (Ufererosion) und in die Tiefe erodieren, wodurch Geschiebemassen mobilisiert werden. In steilen Gerinnen können daraus Murgänge entstehen. Hochwasserprozesse sind häufig mit anderen Gefahrenarten verbunden, etwa mit Ufererosion oder der Ablagerung von Feststoffen (Geschiebe, Holz).

Sturzprozesse

Felssturz bei Ried im Muotathal im Nov. 2010. Foto: Roger Berger.
Spektakulärer Felssturz vom November 2010 bei Ried im Muotatal. Foto: Roger Berger

Bei Sturzprozessen bewegen sich Steine und Blöcke stürzend, springend und rollend hangabwärts. Dabei werden bis kurz vor dem Stillstand relativ hohe Geschwindigkeiten erreicht. Sturzprozesse entstehen meist durch Absturz von Steinen und Blöcken aus dem Felsverband, aber auch sekundär durch die Mobilisierung solcher aus dem Lockergestein.

Je nach Grösse und Volumen der Sturzkörper unterscheidet man zwischen Steinschlag (Ø < 0.5 m), Blockschlag (Ø > 0.5 m) und Felssturz (gesamtes Abbruchvolumen mehrere Kubikmeter bis Zehntausende oder gar Hunderttausende von Kubikmetern). Bergstürze sind ausserordentlich voluminöse Grossereignisse (Abbruchvolumen > 1 Million Kubikmeter) und treten im Alpenraum äusserst selten ein. Der Bergsturz von Goldau vom 2. September 1806 ist ein klassisches Beispiel und der letzte, rein natürlich entstandene Bergsturz in der Schweiz.

Rutschungen und Hangmuren

Hangmure am Rufiberg vom August 2005
Hangmure («Schlipf») am Rufiberg, Gemeinde Arth, aufgrund der Starkniederschläge im August 2005. Foto: Amt für Wald und Natur.

Rutschungen sind hangabwärts gerichtete, gleitende Bewegungen von Hangbereichen aus Lockergestein und/oder Fels. Sie sind das Ergebnis eines Scherbruchs im Untergrund und treten in der Regel an mässig bis steil geneigten Hängen und Böschungen auf. Charakteristisch für Rutschungen ist die Ausbildung einer oder mehrerer Gleitflächen.

Bei Rutschungen spielt das Wasser im Untergrund meist eine wichtige Rolle. Auch natürliche oder künstliche Terrainveränderungen können eine Rutschung auslösen.

Rutschgebiete sind im Kanton Schwyz aufgrund des verbreitet rutschanfälligen, lehmigen und nassen Untergrundes verbreitet. Viele davon sind alt und heute relativ ruhig, können aber bei ungünstigen Bedingungen wieder aktiviert werden.

Es wird zwischen permanenten und spontanen Rutschungen unterschieden. Daneben gibt es auch Hangmuren («Schlipfe»). Eine spezielle Form von permanenten Rutschungen ist das Hangkriechen (vgl. Faktenblatt).

Lawinen und Gleitschnee

Verschüttetensuche mit Lawinensonde und Lawinenhund im Lawinenschuttkegel
Verschüttetensuche mit Lawinensonde und Lawinenhund in einem Lawinenschuttkegel. Foto: Amt für Wald und Natur.

Schnee kann in Form von Lawinen und Gleitschneeprozessen erhebliche Gefahren mit sich bringen. Eine Lawine entsteht durch das Abgleiten der Schneedecke in geneigtem Gelände. Dabei können sich kleine, harmlose Schneerutsche (bis 100 m3) aber auch sehr grosse Tallawinen mit zerstörerischer Kraft bilden (> 100‘000 m3). Es wird unterschieden zwischen Schneebrett-, Lockerschnee- und Gleitschneelawinen.

Gleitschneeprozesse sind meist subtiler als Lawinen, sollten aber auch nicht unterschätzt werden. Im Vergleich zu Lawinen, wo die Bewegung innerhalb der Schneedecke beginnt, rutscht bei Gleitschnee die Schneedecke auf dem Boden ab. Der abgleitende feuchte und schwere Schnee kann grosse Kräfte entwickeln und Personen verletzen.

Absenkungs- und Einsturzphänomene

Dolinen im Karst des Muotatals. Orthofoto und Ausschnitt aus der Reliefkarte
Orthofoto 2010 und kleine Reliefkarte mit Dolinen im Karstgebiet der Silberen im Muotatal. Quelle: Bundesamt für Landestopografie.

Absenkungs- und Einsturzphänomene sind im Zusammenhang mit der Auslaugung eines löslichen Untergrundes (Gips, Rauwacke) oder infolge unterirdischer Hohlräume (Karsthohlräume) zu beachten. Typische Erscheinungsformen sind Dolinen.

Oberflächenabfluss

Oberflächenabfluss
Oberflächenabfluss im Gebiet Billmannsschwendi / Gelbberg, Gemeinde Schübelbach. Foto: Amt für Wald und Natur.

Oberflächenabfluss bezeichnet den Anteil an Niederschlag, welcher unmittelbar an der Geländeoberfläche abfliesst. Das Wasser nimmt dabei den kürzesten Weg talwärts über Wiesen und Strassen. Dies führt schnell zu Überschwemmungen von Grundstücken, Gebäuden und Unterführungen.

Die Gefahrenräume des Oberflächenabflusses sind nicht in der Naturgefahrenkarte des Kantons Schwyz abgebildet. Da jedoch etwa die Hälfte der durch Wasser verursachten Schadenfälle auf Oberflächenabfluss zurückzuführen sind, wird empfohlen, sich bei Projektplanungen mit der Thematik zu befassen.

Erdbeben

Karte der Erdbebenzonen. Quelle: Bundesamt für Umwelt

Erdbeben entstehen, wenn sich die Spannung zwischen zwei tektonischen Platten ruckartig löst. Dies kann an allen drei Plattengrenzen (Transformstörungen, divergente und konvergente Plattengrenzen) vorkommen.

Mit der Magnitude wird die Stärke eines Erdbebens beschrieben. Je grösser die Magnitude, umso mehr Energie wurde freigesetzt, und umso stärker ist das Beben.

In der Schweiz werden jährlich ca. 1'000 - 1'500 Erdbeben registriert, wovon ungefähr 10–15 spürbar sind. Am häufigsten bebt es im Wallis, in Basel und in Graubünden. Im Kanton Schwyz ist die Erdbebengefährdung etwas geringer, jedoch höher als im Mittelland oder im Tessin.

Das vom Schweizerischen Erdbebendienst (SED) im März 2023 veröffentlichte Erdbebenrisikomodell zeigt auf, was die zu erwartenden Auswirkungen eines Erdbebens auf Personen und Gebäude, sowie die damit verbundenen finanziellen Schäden sind. So können nach einem Ereignis eine schnelle Schadensabschätzung gemacht und Hilfeleistungen schnell koordiniert werden.

Kombinierte Prozesse

Grosser Murgang am Rossberg von 2005
Grosser Murgang bis nach Goldau aufgrund eines Felssturzes am Rossberg im August 2005. Foto: Kapo Schwyz.

Aus einem Gefahrenprozess kann ein anderer hervorgehen. Es können Prozessverknüpfungen entstehen, deren Auswirkungen wesentlich weiter reichen können als der initiale Gefahrenprozess.

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